Verlust von 1700 Kindertagespflegepersonen kostet die Kommunen rund 175 Millionen Euro

Das Statistische Bundesamt hat die Jahre 2020 und 2021 verglichen und einen erheblichen Verlust von 1700 Kindertagespflegepersonen festgestellt.

In einer Pressemitteilung vom 23.09.2021 erläutert das Statistische Bundesamt, dass das Personal in Kindertagesbetreuung um 3,2% gegenüber dem Vorjahr gestiegen wäre:

Die Zahl der Beschäftigten in der Kindertagesbetreuung ist zum 1. März 2021 gegenüber dem Vorjahr um 23 435 oder 3,2 % auf insgesamt 751 159 Personen gestiegen.

Statistisches Bundesamt 23.09.2021

zur Pressemeldung des Statistischen Bundesamtes…

Das klingt erst zunächst sehr positiv. War doch in letzter Zeit immer von einen Personalmangel in der Kinderbetreuung zu lesen.

Aber werfen wir doch einen Blick auf die Kindertagespflege…

Verlust von 1700 Kindertagespflegepersonen

Ein erster kleiner Hinweis findet sich in der Pressemitteilung selbst: „Davon waren […] 43.023 als Tagesmutter oder -vater in öffentlich geförderter Kindertagespflege aktiv“. Und recherchiert man dann die Vergleichszahlen zum Vorjahr, dann stellt man einen Rückgang der Zahl fest:

01.03.202001.03.2021Änderung
gesamt44.78243.023-3,9%
männlich1.7281.747+1,1%
weiblich43.05441.276-4,1%

Wir haben insgesamt in einem Jahr über 1.700 Kolleginnen und Kollegen in der Kindertagespflege verloren. Rechnet man im Durchschnitt mit 4 Kindern pro Tagespflegestelle, so gingen rund 7.000 hochwertige Betreuungsplätze verloren. Der Ersatz durch neue Plätze kostet mindestens 25.000 Euro je Platz (Quelle). Somit sind die Kommunen in der Pflicht, eine Summe von rund 175 Mio. Euro zu investieren um diese Betreuungsplätze zu ersetzen.

Der Verlust von 1.700 Kindertagespflegepersonen kostet die Kommunen rund 175 Millionen Euro.

Es ist außerdem eine Herausforderung, in kürzester Zeit zusätzliche Betreuungsplätze bereitzustellen. Bürgermeister und Kommunen kennen die Probleme mit freien Flächen, Bauland sowie Zeit- und Kostendruck. Nicht vergessen dürfen die Kommunen, dass zusätzlich auch das Personal gefunden werden muss, um in den Einrichtungen die Kinder zu betreuen.

Nachwuchssorgen

Es sind aber nicht alle Altersgruppen gleichermaßen betroffen. Untersucht man die Zahlen etwas genauer, so wird deutlich, dass vor allem die Altersgruppen bis 30 Jahre am meisten vom Rückgang betroffen sind. Während die Gruppe der Männer leicht zulegen konnte, betrifft es als vor allem junge Frauen, die eine andere Tätigkeit aufgenommen haben.

Verlust von 1700 Kindertagespflegepersonen kostet 175 Millionen Euro
Tätige Personen in Kindertagespflege, Vergleich 2020-2021

schwere Verluste bei hohen Bildungsgraden

Untersucht man die Zahlen nach dem Ausbildungsstand, so fallen weitere Besonderheiten auf. 239 gelernte Erzieherinnen haben die Tätigkeit in der Kindertagespflege beendet (-4%). Im Verhältnis noch größere Verluste finden sich bei Diplom-Sozialpädagoginnen (-11%), Diplom-Pädagoginnen (-10%) und Heilerzieherinnen (-10%).

Angst um die eigene Familie

Über die Ursachen kann man nur Vermutungen anstellen. Jedoch gibt unsere Umfrage vom Januar 2021 einige deutliche Hinweise:

Infektionsketten
Folie „Infektionsketten“ aus der Umfrage „Corona in der Kindertagespflege Januar 2021“

Demnach hat eine Mehrheit der Kolleginnen erhebliche Sorge um die eigene Gesundheit und um die Gesundheit von Familienangehörigen. Dies umso mehr, als die Arbeit überwiegend in Privaträumen erfolgt und Kontakt zu den Familienangehörigen nicht zu vermeiden ist. Ein erheblicher Anteil der Angehörigen zählt offenbar auch zu einer Risikogruppe. Insofern wirken sich die Gefahren von Corona erheblich auf das Familiensetting aus.

Trend zu höherer Qualifizierung

Der bisherige Trend zur höheren Qualifizierung setzt sich jedoch fort. Die Anzahl der Personen mit einem Qualifizierungskurs mit über 300 Stunden hat sich um 30% erhöht. Das ist ein klares Bekenntnis zu besserer Qualifizierung und Professionalisierung. Im gleichen Zeitraum verringerte sich die Anzahl der Personen mit weniger als 160 Qualifizierungsstunden um 12 Prozent.

weniger Kinder in Kindertagespflege

Zum 01. März 2021 wurden 166.450 Kinder in Kindertagespflege betreut. Das sind 7.438 Kinder weniger als ein Jahr zuvor, eine Reduzierung um 4 Prozent.

Datenquelle

Die Daten zum Verlust von 1700 Kindertagespflegepersonen sind veröffentlicht und können eingesehen werden unter www.destatis.de.

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